Eine Hochschule soll nach Meinung vieler Bürger lehren und forschen. „Das reicht jedoch nicht, um wettbewerbs- und zukunftsfähig zu sein“, meinte der Vizepräsident des niedersächsischen Landtages Frank Oesterhelweg MdL auf einer Veranstaltung der Konrad Adenauer Stiftung am 1. November 2018 im Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig. Eine dritte Aufgabe müsse öffentlich gefördert werden, die „Third Mission“. Gemeint ist damit der systematische Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Wirtschaft und Gesellschaft durch die Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Das sei für auch für die Entwicklung der Gesellschaft wichtig, betonte Oesterhelweg.
Grußwort von Frank Oesterhelweg MdL, Vizepräsident des Niedersächsischen Landtages Björn Thümler MdL, Minister für Wissenschaft und Kultur, sagte, dass Wissenschaft und Forschung keine Selbstzwecke seien, „Third Mission“ versuche, eine möglichst breite gesellschaftliche Basis im Blick auf die Akzeptanz der Wissenschaft und Forschung zu schaffen. Es werde deshalb eine Landestransferstrategie entwickelt, zum Beispiel Zielvereinbarungen mit den Hochschulen, Förderung von Unterstützungsstrukturen der Hochschulen, von Kooperationsprojekten von Wirtschaft und Wissenschaft sowie von Wissenschaftskommunikation.
Dass die viele Millionen Euro Steuergelder gut investiert sind, verdeutlichte Prof. Dr. Reza Asghari. In der Wissensgesellschaft mit der Digitalisierung gehe es angesichts der Globalisierung auch um Wettbewerbsfähigkeit. Beim Fahrzeug, dem „rollenden Rechner“, sei die Software wichtiger als die Hardware geworden. Und nicht die großen Autobauer würden nur die Kleinen „aufessen“, sondern in Zukunft die Schnellen die Langsamen. Auch mache die Verschmelzung von Hardware und Software neue Geschäftsmodelle notwendig. Die Hochschule, die eine Art Schanier zwischen Lehrenden und Lernenden und der Wirtschaft sei, müsse lehren und forschen, aber auch selbst die Aufgabe des Unternehmertums durch Wissens- und Technologietransfer wahrnehmen. „Wir brauchen dabei ein Wissen, das dem Menschen dient“, fordert der Professor für Entrepreneurship, der Start-ups als Bindeglied zwischen Wissenschafts- und Wirtschaftssystem wissenschaftlich begleitet.
Wie die Förderung der Gründerszene praktisch aussehen kann, berichtete u.a. der Braunschweiger Unternehmer Richard Borek in der anschließenden Podiumsdiskussion, die von Christoph Plett MdL geleitet wurde. Visionen, Ideen und kleine Schritte gehörten dazu, Verantwortungs- und Risikobereitschaft sowie ein Lernen angesichts eines „Scheiterns im gesetzten Zeitrahmen“.
Über ihre Erfahrungen bei der praktischen Umsetzung der Forschungsergebnisse sprachen auch Prof. Dr. Rolf Ernst, Prof. Dr. Gert Bikker und Professor Dr. Bohumil Kasal: „Wem gehören die Patente bei Ausgründungen? Woher kommt das Geld? Wie gelingt die Lizenzübertragung?“ „Gibt es ausreichende Ressourcen?“ „Gefährden teure Rahmenbedingungen wie Arbeitskosten und Steuern sowie die Bürokratie die Qualität der Innovationen, vor allem die Konkurrenzfähigkeit?“ „Wer entscheidet was und wie?“
Es gibt offensichtlich keine Alternative zum Innovationsland Deutschland. Umso wichtiger sind innovative und kreative sowie mutige Köpfe. Und das öffentliche Gespräch zwischen Politik, Wissenschaft und Wirtschaft. Da alle in dem Boot des Wohlstands auch in Zukunft leben wollen.